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Testamentsvollstreckerzeugnis – Definition, Kosten und Beantragung

Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, bringt das nicht nur emotionale Herausforderungen mit sich. Auch rechtliche Fragen tauchen auf, besonders wenn es um die Verwaltung des Nachlasses geht. Ein wichtiges Dokument in diesem Prozess ist das Testamentsvollstreckerzeugnis. Aber was genau ist das? Und warum spielt es eine so wichtige Rolle?

Das Dokument ist sozusagen der „Dienstausweis“ für denjenigen, der vom Verstorbenen oder vom Gericht ernannt wurde, um den letzten Willen umzusetzen. Es ist ein offizielles Papier, das bestätigt: Diese Person darf den Nachlass verwalten und die Wünsche des Verstorbenen erfüllen.


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✔ Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz gesagt: Das Testamentsvollstreckerzeugnis ist der offizielle Nachweis der Befugnisse und Verantwortlichkeiten eines Testamentsvollstreckers.
  • Ein Testamentsvollstreckerzeugnis ist ein offizielles Dokument, das die Ernennung einer Person zum Testamentsvollstrecker bestätigt. Es ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in § 2368 Satz 1 verankert und erfüllt eine wichtige Funktion im Erbrecht.
  • Das Testamentsvollstreckerzeugnis nutzt der Testamentsvollstrecker, um seine Stellung und Rechte im Rechtsverkehr gegenüber anderen Stellen nachzuweisen.
  • Das Zeugnis ermöglicht dem Testamentsvollstrecker, im Namen des Nachlasses zu handeln und die letzten Wünsche des Verstorbenen umzusetzen. Banken, Behörden und andere Institutionen können anhand dieses Zeugnisses erkennen, dass der Testamentsvollstrecker befugt ist, bestimmte Handlungen vorzunehmen.
Testamentsvollstreckerzeugnis
Gemäß § 2368 BGB hat das Nachlassgericht dem Testamentsvollstrecker auf Antrag hin ein Testamentsvollstreckerzeugnis zu erteilen. (Symbolfoto: Von Daniel Jedzura/Shutterstock.com).

Warum ist ein Testamentsvollstreckerzeugnis so wichtig?

Das Testamentsvollstreckerzeugnis ist mehr als nur ein Stück Papier. Es erfüllt zwei wesentliche Funktionen:

1. Nachweis der Ernennung

  • Es zeigt schwarz auf weiß, dass der Testamentsvollstrecker rechtmäßig ernannt wurde.
  • Dies kann entweder durch den Erblasser selbst oder das Nachlassgericht geschehen sein.

2. Stärkung der Rechtsstellung

  • Mit diesem Dokument kann der Testamentsvollstrecker offiziell seine Aufgaben übernehmen.
  • Es dient als Legitimation gegenüber Banken, Behörden und anderen Institutionen.

Stellen Sie sich das Testamentsvollstreckerzeugnis wie einen Schlüssel vor. Es öffnet dem Testamentsvollstrecker die Türen, um im Namen des Verstorbenen zu handeln. Ohne diesen „Schlüssel“ wäre es fast unmöglich, die Wünsche des Erblassers umzusetzen.

Wie erhält man ein Testamentsvollstreckerzeugnis?

Der Weg zur amtlichen Bestätigung der Testamentsvollstreckung erfordert sorgfältiges Vorgehen und die Einreichung spezifischer Unterlagen. Der Prozess beginnt mit einem schriftlichen Antrag des Testamentsvollstreckers beim zuständigen Nachlassgericht, welches in der Regel das Amtsgericht am letzten Wohnsitz des Verstorbenen ist.

1. Erforderliche Dokumente

Folgende Dokumente sind für die Beantragung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses üblicherweise erforderlich:

  • Das Testament oder der Erbvertrag, der die Ernennung zum Testamentsvollstrecker belegt
  • Eine schriftliche Annahmeerklärung des Testamentsvollstreckers
  • Der Totenschein oder die Sterbeurkunde des Erblassers
  • Gegebenenfalls weitere Nachweise zur Identität und Berechtigung des Testamentsvollstreckers

2. Besondere Fälle

In Fällen, in denen der Erblasser im Ausland verstorben ist, können zusätzliche Unterlagen notwendig sein. Diese dienen dazu, die Zuständigkeit deutscher Gerichte nach der Europäischen Erbrechtsverordnung (EuErbVO) zu belegen.

3. Flexibilität der Anforderungen

Es ist wichtig zu beachten, dass das Nachlassgericht je nach Komplexität des Falls weitere Dokumente anfordern kann. Ziel ist es, die Berechtigung des Testamentsvollstreckers zweifelsfrei festzustellen. Die genauen Anforderungen können dabei von Gericht zu Gericht und je nach Einzelfall variieren.

4. Prüfung und Ausstellung

Nach Einreichung aller erforderlichen Unterlagen prüft das Nachlassgericht diese sorgfältig. Dieser Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Bei positivem Ergebnis stellt das Gericht schließlich das Testamentsvollstreckerzeugnis aus. Diese Legitimationsurkunde dient dem Testamentsvollstrecker als offizieller Nachweis seiner Befugnisse im Rechtsverkehr.

5. Komplexität und rechtliche Unterstützung

Aufgrund der möglichen Komplexität des Verfahrens, insbesondere bei unklaren Testamenten oder der Ernennung mehrerer Testamentsvollstrecker, kann die Unterstützung durch einen erfahrenen Rechtsanwalt von großem Nutzen sein.

Vermächtnis - Vermachen oder vererben?
Beim Vererben gibt es viele rechtliche Dinge zu beachten (Symbolfoto: Von Burdun Iliya/Shutterstock.com).

Inhalt des Testamentsvollstreckerzeugnisses

Das Testamentsvollstreckerzeugnis ist ein wichtiges rechtliches Dokument, das präzise Informationen enthält. Es dient als offizielle Bestätigung der Befugnisse des Testamentsvollstreckers.

Hier ein Überblick über die wesentlichen Bestandteile:

  1. Name des Erblassers: Der vollständige Name der Person, die das Testament erstellt hat und verstorben ist.
  2. Name des Testamentsvollstreckers: Der vollständige Name der Person, die als Testamentsvollstrecker ernannt wurde.
  3. Aufgaben und Befugnisse des Testamentsvollstreckers: Eine detaillierte Beschreibung der Aufgabenbereiche und Befugnisse, die der Testamentsvollstrecker hat. Dies umfasst alle spezifischen Anordnungen des Erblassers, die von den gesetzlichen Regelungen abweichen.
  4. Abweichungen von gesetzlichen Bestimmungen: Jede Abweichung von den gesetzlichen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), die der Erblasser im Testament festgelegt hat, wird im Zeugnis ausdrücklich erwähnt.

Diese Angaben sind notwendig, um den Testamentsvollstrecker im Rechtsverkehr zu legitimieren und sicherzustellen, dass Dritte, wie Banken oder Behörden, die Befugnisse des Testamentsvollstreckers anerkennen.

Rechtskraft des Testamentsvollstreckerzeugnisses

Das Testamentsvollstreckerzeugnis hat mehrere wichtige Rechtswirkungen:

  • Richtigkeitsvermutung: Es wird davon ausgegangen, dass die Angaben im Testamentsvollstreckerzeugnis korrekt sind, ähnlich wie bei einem Erbschein.
  • Öffentlicher Glaube: Dritte, wie Banken oder Behörden, können auf die Richtigkeit und Echtheit des Zeugnisses vertrauen. Dies bedeutet, dass sie sich darauf verlassen können, dass der Testamentsvollstrecker die im Zeugnis angegebenen Befugnisse tatsächlich hat.
  • Legitimation im Rechtsverkehr: Das Zeugnis dient als offizieller Nachweis der Ernennung und der Befugnisse des Testamentsvollstreckers. Es ermöglicht dem Testamentsvollstrecker, seine Aufgaben im Rechtsverkehr wahrzunehmen und gegenüber Dritten zu handeln.
  • Gültigkeitsdauer: Das Testamentsvollstreckerzeugnis bleibt gültig, bis der Testamentsvollstrecker seine Aufgaben vollständig erfüllt hat. Es wird automatisch kraftlos, wenn die Testamentsvollstreckung endet, ohne dass eine gesonderte Erklärung notwendig ist.

Diese Rechtswirkungen stellen sicher, dass der Testamentsvollstrecker seine Aufgaben effektiv und rechtssicher ausführen kann.

Erfolge – Gemeinsam die Zukunft planen (Symbolbild: Midjourney KI).
Erfolge – Gemeinsam die Zukunft planen (Symbolbild: Midjourney KI).

Was passiert nach Beendigung der Testamentsvollstreckung?

Wenn der Testamentsvollstrecker seine Aufgaben erfüllt hat, treten wichtige rechtliche Folgen ein:

1. Übergabe des Nachlasses

  • Der Testamentsvollstrecker muss den gesamten Nachlass an die Erben herausgeben.
  • Dies umfasst alle Gegenstände und Unterlagen, die während der Testamentsvollstreckung verwaltet wurden.

2. Ende der Befugnisse

  • Der Testamentsvollstrecker verliert alle Verwaltungs- und Verfügungsrechte über den Nachlass.
  • Er muss eine abschließende Rechenschaft ablegen.

3. Umgang mit dem Testamentsvollstreckerzeugnis

  • Das Zeugnis verliert seine Gültigkeit.
  • Es sollte an das Nachlassgericht zurückgegeben werden.

4. Anpassung rechtlicher Dokumente

  • Ein Erbschein mit Vermerk zur Testamentsvollstreckung wird unrichtig.
  • Das Nachlassgericht muss ihn einziehen oder für kraftlos erklären.

5. Neue Rechte der Erben

  • Die Erben erhalten nun volle Kontrolle über den Nachlass.
  • Sie können frei darüber verfügen und verwalten.

6. Nachweis der Beendigung

  • Oft muss das Ende der Testamentsvollstreckung offiziell nachgewiesen werden.
  • Dies kann durch einen neuen Erbschein oder eine Bestätigung des Nachlassgerichts erfolgen.

Für die Erben bedeutet dies, dass sie nun die volle Verantwortung für den Nachlass übernehmen. Sie sollten alle Unterlagen sorgfältig prüfen und aufbewahren. Bei Unklarheiten kann es ratsam sein, rechtlichen Rat einzuholen, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen.

Die Höhe der Kosten für das Testamentvollstreckerzeugnis richtet sich aus dem Gesetz über Kosten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Gerichte und Notare (GNotKG) Tabelle B.
Die Höhe der Kosten für das Testamentvollstreckerzeugnis richtet sich aus dem Gesetz über Kosten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Gerichte und Notare (GNotKG) Tabelle B.

Welche Kosten fallen für das Testamentsvollstreckerzeugnis an?

Die Gebühr für das Zeugnis ist nicht als fester Betrag festgelegt, sondern richtet sich nach dem Wert des Nachlasses. Hier sind die wichtigsten Punkte dazu:

  • Die Gebühr beträgt eine 1,0-Gebühr nach Nr. 12210 KV des Gerichts- und Notarkostengesetzes (GNotKG) Tabelle B.
  • Der Geschäftswert, auf dem die Gebühr basiert, beträgt 20% des Nachlasswertes zum Zeitpunkt des Erbfalls.

Die Höhe der Gebühr variiert je nach Nachlasswert. Einige Beispiele:

  • Bei einem Nachlasswert von 50.000 € beträgt der Geschäftswert 10.000 € (20 % vom Nachlasswert) und die Gebühr liegt bei 75 €
    Bei einem Nachlasswert von 250.000 € beträgt der Geschäftswert 50.000 € (20 % vom Nachlasswert) und die Gebühr liegt bei 165 €

Wichtig: Bei der Berechnung des Nachlasswertes werden Nachlassverbindlichkeiten nicht abgezogen.

In der folgenden Tabelle finden Sie einige Beispiele für Kosten, die laut der Gebührentabelle anfallen.

NachlasswertBerechnungsgrundlage (20%)Gebühr nach GNotKG (Tab. B)
10.0002.00027,00
50.00010.00075,00
100.00020.000165,00
200.00040.000165,00
500.000100.000273,00
750.000150.000435,00
1.000.000200.000435,00
1.500.000300.000935,00
2.000.000400.000935,00
3.000.000600.0002.115,00
4.000.000800.0002.115,00
5.000.0001.000.0002.115,00

Eine Tabelle mit mehr Beispielwerten zu den Kosten können Sie hier finden.

Zusammenfassung

Das Testamentsvollstreckerzeugnis ist ein zentrales Dokument im Erbrecht. Es bestätigt offiziell die Ernennung und Befugnisse eines Testamentsvollstreckers. Beim zuständigen Nachlassgericht beantragt, enthält es wichtige Informationen zum Erblasser, zum Testamentsvollstrecker und zum Umfang der Vollstreckung. Seine rechtliche Wirkung ermöglicht dem Testamentsvollstrecker, im Namen des Nachlasses zu handeln und schafft Vertrauensschutz für Dritte.

Nach Erfüllung aller Aufgaben verliert das Zeugnis automatisch seine Gültigkeit, und die Verwaltung des Nachlasses geht vollständig auf die Erben über. Dieses Dokument spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des letzten Willens des Erblassers und schafft Klarheit für alle am Erbprozess Beteiligten.

Bei Fragen oder Unsicherheiten steht Ihnen Rechtsanwalt Dr. Gerd Christian Kotz als erfahrener Experte im Erbrecht zur Verfügung. Seine fundierte Beratung kann Ihnen helfen, alle rechtlichen Aspekte rund um das Testamentsvollstreckerzeugnis sicher zu handhaben. Melden Sie sich gerne bei uns in der Kanzlei für Details.

✔ Wichtige Fragen und Zusammenhänge kurz erklärt

  • Was ist ein Testamentsvollstreckerzeugnis?
    Ein Testamentsvollstreckerzeugnis ist ein offizielles Dokument, das von einem Nachlassgericht ausgestellt wird. Es bestätigt die Berechtigung einer Person, als Testamentsvollstrecker zu handeln und gibt ihr die Befugnis, den Nachlass des Verstorbenen gemäß den Anweisungen im Testament zu verwalten und abzuwickeln.
  • Wie werden die Kosten für ein Testamentsvollstreckerzeugnis berechnet?
    Die Kosten für ein Testamentsvollstreckerzeugnis werden auf Basis des Geschäftswerts berechnet, der sich aus 20% des Nachlasswerts ergibt. Anschließend werden die Gebühren aus einer entsprechenden Gebührentabelle (z.B. Tabelle B) abgelesen.
  • Welche Unterlagen werden für die Beantragung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses benötigt?
    Für die Beantragung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses werden in der Regel folgende Unterlagen benötigt: Das Originaltestament oder eine amtlich beglaubigte Kopie, der Erbschein oder ein entsprechendes Nachweisdokument, ein Nachweis über den Tod des Erblassers (Sterbeurkunde) und ein Antrag auf Ausstellung des Testamentsvollstreckerzeugnisses.
  • Wie lange dauert es, ein Testamentsvollstreckerzeugnis zu erhalten?
    Die Dauer zur Ausstellung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses kann variieren. In der Regel dauert es einige Wochen, abhängig von der Komplexität des Falls und der Bearbeitungszeit des Nachlassgerichts. Es kann jedoch auch länger dauern, wenn zusätzliche Prüfungen oder Unterlagen erforderlich sind.
  • Welche Aufgaben hat ein Testamentsvollstrecker?
    Ein Testamentsvollstrecker hat die Aufgabe, den Nachlass des Verstorbenen gemäß den Anweisungen im Testament zu verwalten und abzuwickeln. Dazu gehören unter anderem die Sicherung und Verwaltung des Nachlasses, die Begleichung von Schulden und Verbindlichkeiten, die Erfüllung von Vermächtnissen und Auflagen im Testament sowie die Verteilung des verbleibenden Nachlasses an die Erben.

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